Foto: Tobias Dick

Christiane D.

57 Jahre, Hamburg Health

Unehelich geboren wuchs ich mit einem Stiefvater auf, der trank und gewalttätig war. Die Misshandlungen arteten so aus, dass ich mit 13 Jahren in ein Heim ging, um dem zu entkommen.

Ich konzentrierte mich auf Schule, Beruf und machte als Managerin Karriere in der Modeindustrie. Bis ich von der ersten Krebserkrankung erwischt wurde. Brustamputation, Chemos und – was das schlimmste war: notwendige Beendigung meiner Schwangerschaft. Der Krebs war so agressiv, ich hätte sie nicht überlebt. Die Beziehung ging dabei in die Brüche. Na gut, dachte ich, sammelte Kraft und startete wieder durch: beruflich als Imageberaterin und Boutiquebesitzerin, sportlich mit einer Tour auf einen 7000er, den Aconcagua in Argentinien. Die Expedition war mit acht Frauen aus ganz Europa, die alle mal an Brusrtkrebs erkrankt waren und zeigen wollten, das man danach auch wieder zu Höchstleistungen fähig sein kann. Genau in dem Moment, als ich frisch verliebt war und mit meinen beiden Boutiquen den Break even erreicht hatte, kam die zweite Krebsdiagnose: Metastasen in der Leber. Viele. Inoperabel. Diesmal wirklich ein Todesurteil: Chemos schlugen nicht an, ich wurde nur noch palliativ behandelt. Meine Geschäfte mussten mit riesigen Verlusten geschlossen werden. Ich drängte den Onkologen, doch noch etwas zu versuchen. Als eine der ersten in Deutschland bekam ich ein neues Medikament und die Metastasen zogen sich langsam zurück. Ich schlief mich zwei Jahre gesund und fing wieder neu an: Als Rednerin, Trainerin und Autorin zeige ich anderen, wie Krisenbewältigung, Veränderung und Selbstmotivation gelingt. Da kam Corona und machte mir einen Strich durch die Rechnung. Erst jetzt geht es langsam wieder los. Meine Vision ist eine Welt der weisen Alten, in der wir die Langsamkeit mit Stolz in unserem Leben zelebrieren, selbstfürsorglich unseren Körper und Geist pflegen und alle Möglichkeiten in diesem Land nutzen, um uns für bessere Bedingungen einzusetzen, alt zu werden. Bevor wir selbst zu alt dafür sind“.

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Foto: Klaus von Kassel